Heinrich Moser

Uhrenfabrikant, Handelsmann und Industriepionier

geb. 12. Dezember 1805 in Schaffhausen – gest. 23. Oktober 1874 in Badenweiler (D)

Das Uhrmacherhandwerk hatte Tradition im Hause Moser. Sowohl Heinrich Mosers Grossvater als auch sein Vater führten in Schaffhausen eine Werkstatt und amteten als Stadtuhrenmacher. Nach der Lehre, die Moser in der väterlichen Werkstatt absolvierte, ging er in die Region Neuchâtel und bildete sich drei Jahre lang in der Uhrmacherei und im Kaufmännischen weiter. Auf der Suche nach einem Absatzmarkt entschied er sich dann für das Russische Reich und verlagerte im Jahre 1827 seinen Lebensmittelpunkt nach Sankt Petersburg.

Ein Jahr nach der Übersiedlung etablierte Moser in Sankt Petersburg ein Handelsgeschäft, das er ab 1829 mit Uhren aus der eigenen – im schweizerischen Le Locle aufgebauten – Produktion versorgte. Schritt für Schritt baute der Gründer und Inhaber das seinen Namen tragende Unternehmen «H. Moser & Co.» aus und verkaufte Uhren nicht mehr nur in Sankt Petersburg, sondern auch in Moskau und auf den grossen Messen in Nischni Nowgorod und Irbit.

Im Jahr der Gründung des Schweizer Bundesstaates 1848 kehrte Moser als vermögender und inzwischen verheirateter Mann und mehrfacher Familienvater in die Schweiz zurück. Noch vor seiner Rückkehr war er Besitzer mehrerer Grundstücke in Neuhausen am Rheinfall geworden, die er zu einem weitläufigen Landgut für sich und seine Familie ausgestalten liess. Zu Ehren seiner Frau Charlotte Moser-Mayu gab er dem Anwesen den Namen «Charlottenfels».

Im Sommer des Jahres 1850 sollte nunmehr auch der Bau des neuen Wohnhauses Schloss Charlottenfels in Angriff genommen werden. Doch noch bevor die Arbeiten begannen, starb Mosers Frau an den Folgen eines Kutschenunfalls. Die fünf Kinder Charlotte, Emma, Henriette, Sophie und der kleine Henri waren noch minderjährig, als sie ihre Mutter verloren. Im Jahre 1870 heiratete der langjährige Witwer die junge Fanny von Sulzer-Wart und erlebte mit der Geburt der Töchter Fanny und Mentona erneut die Freuden eines Vaters.

Da die Wirtschaftskraft der Region Schaffhausen im Jahre 1848 schwach war, setzte Heinrich Moser – Patriot und Pionier zugleich – sein Kapital zur Ankurbelung der Konjunktur ein: so entstanden 1853 u.a. die Schweizerische Waggons-Fabrik (heute: Schweizerische Industrie-Gesellschaft) sowie die sog. „Rheinfallbahn“ zwischen Schaffhausen und Winterthur. 1868 unterstützte Heinrich Moser F.A. Jones ideell, finanziell und infrastrukturell bei der Errichtung der International Watch Company IWC. Sein bekanntestes Meisterstück jedoch war zwischen 1863 und 1866 der Bau eines einzigartigen Wasserkraftwerkes über den Rhein, nachdem er bereits 1851 einen Rheinkanal errichtet und eine Turbine eingesetzt hatte, die 40 PS lieferte. Er finanzierte dieses Grossvorhaben überwiegend aus seiner eigenen Tasche. Dessen Nutzung verhalf der Region Schaffhausen zu nachhaltigem wirtschaftlichem Aufschwung.

Heinrich Moser kannte nebst Erfolgen auch Schicksalsschläge. Dass sein Sohn Henri nicht in seine unternehmerischen Fussstapfen treten wollte, bedeutete für den Vater die wohl grösste Enttäuschung in seinem Leben.

Heinrich Moser war eine starke, mithin ambivalente Persönlichkeit: als Patron hochgeschätzt, als Mensch jedoch wenig konsensfähig. In der Region Schaffhausen bewirkte er durch die Schaffung von Arbeitsplätzen, dass viele Menschen nach langer Zeit aus der Armut fanden. Er war Philanthrop und blieb trotz seiner ständigen Querelen mit der Obrigkeit stets ein Patriot.