
Einer für Alle?
Nachdenken über Heinrich Moser
Nachdenken über Heinrich Moser
23. Oktober 2024, 18.30 Uhr, Rathauslaube Schaffhausen
Vortrag von Mandy Ranneberg, Moser Familienmuseum Charlottenfels, aus Anlass des 150. Todestages
von Heinrich Moser
Grusswort: Stadtrat Dr. Raphaël Rohner
Auf Denkmälern wird Moser verehrt als Förderer der industriellen Entwicklung und Erbauer der Schaffhauser Wasserwerke. Aufgeführt werden aber auch sein Weitblick und Gemeinsinn. Darin deutet sich an, dass es bei Moser um mehr ging, als das blosse Realisieren von Projekten. Diesem «Mehr» nachzuspüren, lohnt sich, führt es doch zu Mosers Anfängen, seinen ethisch-moralischen Grundsätzen und zu seiner Auffassung darüber, was einen guten Unternehmer und Schweizer ausmacht.
Im Mittelpunkt des Vortrags standen die «zwei Leben» des 1805 in Schaffhausen geborenen Unternehmers Heinrich Moser. In seiner Vaterstadt ist er vor allem als erfolgreicher Industriepionier bekannt – ein Engagement, mit dem Moser allerdings erst Mitte des 19. Jahrhunderts begann. Weniger bekannt ist, dass er sich gezielt auf dieses Wirken vorbereitete, seine Pioniertaten grösstenteils aus eigener Tasche finanzierte und sich die hierfür nötigen Finanzmittel Schritt für Schritt erarbeitete.
Zu Beginn des Vortrags wurde Mosers teils mühevoller Aufstieg vom Uhrmacher und Kleinhändler zum Schweizer Fabrikanten und russischen Grosskaufmann thematisiert. Bis in die 1840er Jahre gelang es ihm, seinen Uhren anfangs in Sankt Petersburg, dann in Moskau und später auf den zwei grössten russischen Messen einen breit aufgestellten Absatzmarkt zu erschliessen. Mit diesem weitverzweigten Handelsunternehmen, das er mit seiner in Le Locle ansässigen Uhrenproduktion belieferte, legte er den Grundstein zur Verwirklichung seines in jungen Jahren gefassten Plans, «auswärts (…) Geld für Schaffhausen zu suchen (…), um dann der lieben Vaterstadt nützlich zu» werden.
Auf welche Weise er sein Versprechen einlöste und «der lieben Vaterstadt nützlich» wurde, war Thema im zweiten Teil des Vortrags. Mosers Engagement begann unmittelbar nach seiner Rückkehr in die Heimat im Jahr der Bundesstaatsgründung 1848 und umfasste weit mehr als die Wiederbelebung aufgegebener Produktionsstätten, die Mitbegründung eines Industrieunternehmens, die Modernisierung der Kraftversorgung und seine massgebliche Beteiligung an der Realisierung der Schaffhauser Wasserwerke.
Denn ausmachen lässt sich Mosers Hilfestellung auch auf ganz anderen Gebieten: So unterstützte er Neuhausen am Rheinfall bei der Gründung einer eigenständigen Kirchgemeinde, förderte junge aufstrebende Schweizer Künstler und war bereit, Arbeitern in Le Locle finanziell unter die Arme zu greifen, die unverschuldet drohten, in Not zu geraten.
Den Abschluss des Vortrags bildete die Überlegung, dass Mosers Engagement zugunsten seiner Heimat ohne sein erfolgreiches Wirken als Schweizer Uhrenfabrikant und russischer Grosskaufmann nicht möglich gewesen wäre. Denn den Ausbau des Absatzmarktes im Russischen Reich trieb Moser vor allem um seiner vielfältigen Schaffhauser Projekte willen voran. Auf diese Weise wurde es ihm möglich, mit den nötigen finanziellen Mitteln nach Schaffhausen zurückzukehren, «um (dort) zu wirken und zu helfen».
Eine Veranstaltung des Historischen Vereins Schaffhausen in Zusammenarbeit mit dem Museum zu Allerheiligen, dem Museumsverein Schaffhausen und dem Moser Familienmuseum Charlottenfels.